×
Menu

Moral Factory

Home

WIR BRAUCHEN WERTEN VERPFLICHTETE LEADER (4)

By Erny GillenJune 9, 2016

(TEIL 4)

DRITTE VERSUCHUNG:

DER RUF NACH STARKEN FÜHRERN

Viele Menschen erleben das Versagen von Leadership täglich und fühlen sich rasch als Opfer. Sie sehen sich nicht in der Lage, ihre Leader zu „unterwachen“ wie Niklas Luhmann ihr Potential der Überwachung und Steuerung von Unten spielerisch bezeichnet hat. Wer sich ohnmächtig und seinen wirtschaftlichen, politischen oder wissenschaftlichen Leadern hilflos ausgeliefert fühlt, entzieht dem System, das ihn beherrscht und ausbeutet, oftmals Kraft und Energie. Er arbeitet nach Vorschrift und lernt die Überwachungsinstrumente zu überlisten. So wird unten und oben der Druck nur noch verstärkt und der Ruf nach neuen Leadern lauter und lauter.

In der Wirtschaft löst ein Leader den anderen genau so ab wie in der Politik. Die Logik des “hire and fire” macht keinen Halt vor denen, die sie ins Leben gerufen und zugelassen haben. Die weltweit erprobte Formel wird als Not-Sicherung eingesetzt und erlaubt noch lauter nach starken Führern zu rufen, die man dann im Notfall ja abziehen könnte. Die aktuellen politischen Experimente mit starken Führer-Persönlichkeiten verdeutlicht diesseits und jenseits von Atlantik und Pazifik, wie politische Führer entstehen und sich am Leben halten. Wirtschaftliche Führer und führende Wissenschaftler nutzen die Methoden der Macht und die Macht der Medien ebenfalls. Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher der Moderne und der Antike, genauso wie der Renaissance oder des Mittelalters würde dabei reichen, um dieses Hoffen oder gar das Setzen auf einzelne Führer als gefährliche Illusion zu erkennen. Und dennoch bleiben die Rufe in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft, aber auch in den Religionen nach starken Führungspersönlichkeiten allerorts unüberhörbar.

Die Versuchung, das Versagen von Leadership durch neue andere und starke Leader aufzufangen scheint grösser, als der Mut, auf die vielen in der Gesellschaft zu setzen, die auch führen können. Alle Krisen zeigen, dass es die Masse der Vielen ist, die immer wieder auffängt und recht widerstandsfähig den Zusammenbruch des Ganzen verhindert. Ihre Resillienz fusst auf einer tiefer verankerten Gewissheit in den Wert des Lebens und der Zukunft sowie einer gesunden Abschottung gegenüber dem finanzwirtschaftlichen und politischen Gehabe und Theater.

Erny Gillen

(Fortsetzung folgt)