(Teil 3)
ZWEITE VERSUCHUNG:
ETHIK & POLITIK ALS INSTRUMENTE DER SCHADENS-BEGRENZUNG
Eine zweite Versuchung, dem Leadership und der damit zusammenhängenden Verantwortung in Wirtschaft und Wissenschaft zu entgehen, besteht darin, die Ethik und die Politik für sich zu instrumentalisieren. Wenn es um die Zielsetzungen geht, werden beide bewusst ausgeschlossen. Diese werden intern und hinter verschlossenen Türen ausgehandelt. Es geht ja schliesslich um Konkurrenz, Effizienz und Gewinne. Ethik und Politik werden erst dann eingefordert oder treten selber auf den Plan, wenn Schäden für Dritte sichtbar werden. Ihre Aufgabe, angesichts der Forschungs- und Marktfreiheit, wird jedoch auf Schadensbegrenzung, Reparatur oder das Schaffen von breiten Rahmenbedingungen beschränkt. Die wenigen konkreten Beschränkungen, die von der Politik und der Ethik vorgegeben werden, rücken jeden Tag mehr in die Kritik derer, die nicht wollen, dass man sich von “Aussen” in ihren autonomen Geschäftsbereich einmischt.
Genau hier wird eine Krankheit sichtbar. Innen und Aussen können in der einen Gesellschaft nicht getrennt werden. Selbststeuerung setzt gleichzeitig abgestimmte interne und externe Reglungen voraus. Autonomie darf nicht mit Souveränität verwechselt werden. Wir haben es mit einer Pandemie zu tun, die den ganzen gesellschaftlichen Zusammenhang betrifft. Was offensichtlich übersehen wird, sind gemeinsame Werte, an denen sich die gesamte Gesellschaft ausrichtet, weil sie diese als ihr gemeinsames Fundament und als Horizont ihres Zukunftshandelns anerkennt.
Ohne gemeinsame Werte fehlt der Gesellschaft und ihrer Bestrebungen, Wirtschaft und Wissenschaft, Ethik und Politik zu betreiben, das Fundament und der Zusammenhalt.
Erny Gillen
(Fortsetzung folgt)